Unser nächtliches Treffen bleibt ohne weitere Folgen. Die Soldaten sind nicht wieder zurück gekommen. Die Temperaturen sind angenehm, hier in nur noch 2000 Meter Höhe. Beim Frühstücken stellen wir fest, dass unsere Vorräte zur Neige gehen. Hat doch besser gepasst als gedacht.
Unser heutiges Ziel heißt Qala-i-Khumb. Dort hin gelangen wir über die M41, die wir ja schon einige Kilometer gefahren sind. Dort müssen wir uns entscheiden wie wir Mittwoch nach Duschanbe fahren, entweder durchs Flachland oder wir bleiben auf der Straße, die uns wieder ins Hochgebirge führt. Durchs Gebirge sparen wir etwa 100 km, die Straße soll jedoch in einem besonders schlechten Zustand sein.
Circa 200km haben wir vor uns, das sollte ja leicht zu bewältigen sein. Falsch gedacht! Hier unten ist der Highway nicht mit dem hinter der Grenze zu vergleichen. Anfangs müssen wir nur auf Schlaglöcher im Asphalt achten, dann fahren wir in eine tiefe Schlucht und die Straßenverhältnisse werden unbeschreiblich schlecht. Dazu sei gesagt, bei dieser Straße handelt es sich um die einzige Verbindung zwischen der Hauptstadt und der Bezirkshauptstadt Khorog. Die Straße ist direkt in den Fels geschlagen. Links geht es steil bergab, unten fließt der Grenzfluss, ein reißendes Gewässer. Zu unsere rechten steigt die Felswand nahezu senkrecht an. Die geschotterten Abschnitt lassen sich einigermaßen befahren. Das Problem ist, dass die Straße einst asphaltiert war. Nun ragen aus der Straße neben Felsen des Untergrundes auch bis zu 20cm hohe Asphaltkanten. Dazu kommen Schlaglöcher, in die ein ganzer Passat fallen könnte. Unsere Ölwannenpanzer werden ordentlich beansprucht. Oft ist die frage nicht, ob man aufsetzt sondern wo man am besten aufsetzen sollte um wenig Schaden anzurichten. Zu dem ganzen Schlamassel ist der Weg auch noch mit Bodenwellen gespickt, die unser Gepäck durchs Auto fliegen lassen. Und das bei unseren arg gebeutelten Dämpfern.
Als die Straßenverhältnisse noch schlechter werden führt dies bei Anna zu einem Lachkrampf, den wir nach einer halben Stunde beenden müssen, indem wir sie ins Büro verbannen. Vom hinteren Sitz (das Büro) bekommt man nicht allzuviel von der Straße mit und Anna kann sich mental wieder fangen. Derweil hören wir auf mitzuzählen wie oft das Auto aussetzt oder die Federn bis in die Anschläge geschlagen werden. Bei Team Hatobar zerlegt es einen Stoßdämpfer an der Hinterachse komplett. Den müssen wir noch schnell raus operieren. Es ist schon unglaublich, was die Autos mitmachen müssen. Es wird dunkel bis wir Qala-i-Khumb erreichen. Unsere Schnittgeschwindigkeit lag unter 20 kmh.
Während dieser Tortur haben wir uns entschlossen, die südliche Route, die in einem guten Zustand sein soll zu nehmen. Der Weg über den Pamir ist zwar reizvoll, aber noch so eine Strecke wollen wir unseren Autos nicht antun. In der Stadt treffen wir die Münchner Kindl wieder, die hier auf uns gewartet haben. Wir werden also mit fünf Autos ins Ziel einlaufen.
Trotz der Dunkelheit entschließen wir uns zu campen. Schlimmer als die letzten zehn Kilometer, die wir gezwungenermaßen im Dunkeln gefahren sind kann es nicht mehr werden. Wir fahren am Fluss entlang, bis wir eine geeignete Stelle gefunden haben. Der Boden ist steinig aber eben. Zu essen gibt es die letzten Konserven, einige sind auf den Pisten leider in unserer Ersatzradmulde geplatzt. Es ist schön wieder ein anderes Team dabei zu haben. In gemütlicher Runde erzählen wir von unseren Erlebnissen, der letzten Wochen.